07.02.2024
Vor ein paar Jahren dachte ich, der nächste logische Schritt in meiner Selbstständigkeit sei es, ein Team aufzubauen. Direkt auch mehrere Personen, na klar! Hast du kein Team, mit dem du flexen kannst, sondern bist ALLEIN als Unternehmerin unterwegs? Pah, peinlich. Was stimmt denn nur mit deinem Mindset nicht. 💀
Okay, ganz so abgedreht waren meine Gedanken nicht, aber ich hab mich da vielleicht etwas zu sehr von der shiny Online Businesswelt blenden lassen und dachte sehr bald, ich brauche das auch unbedingt. Ein Team wäre der einzig richtige Weg.
Heute, um ein paar Jahre Erfahrungen reicher, weiß ich, dass das natürlich kompletter Quatsch war und ich damals nicht nach meinen eigenen Bedürfnissen gehandelt hab – sondern vor allem für mein Ego. 🥵
Skalieren oder verlieren: Die verführerische Illusion des Wachstums
Als ich 2019 meine GmbH gründete, bot es sich aus verschiedenen Gründen an, direkt eine Mitarbeiterin einzustellen. Ich dachte mir: Solo-Agentur ist ja mickrig, ich brauche definitiv Angestellte! Eine einzige Person macht noch kein Unternehmen. Mehr Mitarbeiter, mehr Money, mehr Erfolg, glasklare Sache.
Chefin sein ist nicht so einfach, wie es erstmal klingt
Rückblickend hätte mir direkt klar sein müssen, dass das vll gar keine sooo gute Idee sein würde. In meiner vorherigen Festanstellung hatte ich bereits Führungsverantwortung für ein recht großes Team – und das hat mich wahnsinnig gemacht.
Je mehr Leute du führst, desto weniger Zeit bleibt dir für die Arbeit, die du eigentlich liebst.
Leute führen sich nun mal nicht von alleine. Je größer das Team wurde, desto mehr administrative und Projektmanagement-Aufgaben wanderten auf meinen Tisch. Und natürlich auch all die unliebsamen Aufgaben wie unangenehme Gespräche mit Kollegen oder Kunden führen, Fehler ausbügeln und Brände löschen.
Vorteile eines Teams
Jo, natürlich ist auch nicht alles schlecht an einem Team. Vor allem ist das hier generell mega subjektiv. Als introvertierter Einsiedlerkrebs bin ich wahrscheinlich nicht prototypisch. (Aber wer ist das schon?) Daher immer im Kopf haben, dass das hier nur meine persönlichen Erfahrungen sind. Disclaimer diesdas.
- In der Theorie klingt Teamarbeit ja ganz nett: Mehr Köpfe bringen verschiedene Perspektiven und im besten Fall auch noch bessere Ideen ein.
- Mehr ist mehr: Mehr Menschen können mehr Projekte stemmen. (Mehr Chancen um Geld zu verdienen, oder?)
- New People, new Skills: Das eigene Angebot kann erweitert werden, wenn zusätzliche Fähigkeiten am Start sind.
Nachteile eines Teams
Aber ist wirklich alles Gold, was da im Teamwork glänzt? Spoiler: Nein. Die Verantwortung wächst, die Liebe zur eigentlichen Arbeit schwindet. Zumindest bei mir:
- Riesige Verantwortung: Ich wirtschaftete plötzlich nicht mehr nur für mich, sondern musste für weitere Menschen mitplanen und vor allem mitkalkulieren.
- Organisatorischer und monetärer Aufwand: Versicherungen, Lohn, Vorsorge… Das alles muss organisiert, angemeldet und bezahlt werden.
- Fehlzeiten müssen eingeplant und aufgefangen werden: Vor allem ein Problem von so kleinen Teams, wie es bei mir der Fall war. Als ich alleine war, war das super easy: Ich wusste in etwa, wie effektiv ich arbeiten konnte und hab das große Glück, bester Gesundheit und quasi nie krank zu sein. Auch meine eigenen Fähigkeiten sind mir wohl bewusst. Genauso meine Limits. Aber bei anderen Menschen? Nun. Dass nicht jeder so funktioniert wie ich, das musste ich, so blöd wie es klingt, leider erst lernen. Am Ende musst du immer selbst ran – oder externen Support finden, der im Ernstfall einspringen kann.
- Menschen Management statt Social Media Management: Musste mich damit abfinden, dass ein Großteil meines Arbeitstages in der Organisation von anderen Menschen lag und nicht mehr bei der eigentlichen Arbeit. Statt Social Media managte ich dann eben Menschen. Muss man wollen. Ich wollte das nicht.
Zurück zur One-Person-Agency
Nachdem ich mich Anfang 2021 dann dazu entschlossen hatte, keine Mitarbeiter mehr haben zu wollen und kurz vorm Burnout stand, nahm ich mir sehr lange Zeit, mir darüber klar zu werden, ob ich (irgendwann) mal wieder Mitarbeiter haben wollen würde.
Woran lag es, dass es nicht geklappt hatte? An mir als Person? Kam ich nur mit der ausgewählten Mitarbeiterin arbeitstechnisch nicht zurecht oder ist das ein konkretes Jenni-Ding?
Nach vielen Monaten des Überlegens kam ich zum Schluss, dass es eine Mischung aus beidem war: Im konkreten Fall waren wir arbeitstechnisch nicht kompatibel und ich bin auch generell nicht für die Arbeit mit einem Teams geeignet. ✨ Ich thrive allein. ✨
Das Schöne: In meiner Selbstständigkeit hab ich ja alle Zügel in der Hand und kann meine Arbeit (weitestgehend) frei gestalten. Also hab ich nach einigen Alternativtests – Arbeit mit Freelancerinnen und mit reinen Minijobbern – für mich beschlossen: Aktuell kommt ein Teamaufbau für mich nicht in Frage.
Das bringt natürlich den Cringe mit sich, dass ich endlich mal meine Agenturwebsite überarbeiten sollte. Die Website und die generelle „Brand“ meiner Agentur war nicht als Solo-Agentur gedacht. Ich sprach immer von „wir“. 😂
Nun. Dieses Problem muss ich nochmal an anderer Stelle lösen, aber zumindest für mich selbst hab ich die Klarheit gefunden – und das ist ja schonmal ein Anfang. Ich und mein Business – das reicht.
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