Ein bisschen schäm ich mich ja, dass ich bis vor gar nicht allzu langer Zeit auch noch zu dieser Gruppe gehört hab, die in TikTok die reinste Zeitverschwendung und keine „ernsthafte“ Social Media Plattform gesehen hat.
„TikTok? Das ist doch diese Quatsch-App voller Selbstdarsteller, in der dämlich getanzt wird?“ oder „Nee, auf TikTok gibts nur langweiligen Bullshit zu sehen.“
Das ist es eben nicht (nur). Und hey, Social Media ist mein Job, daher doppelt peinlich damit zu flexen, dass man mit Anfang 30 „ja schon viel zu alt für den Quatsch ist hahahaha“.
Was TikTok so gut macht
Nun haben wir ja alle Pandemie-bedingt mehr oder weniger Langeweile und wenn nicht jetzt Zeit für eine weitere App in meinem Social Media-Leben ist, wann dann? Ich hatte also endlich mal Zeit und Muße, mich mit TikTok ordentlich auseinanderzusetzen und die App mehr oder weniger regelmäßig zu nutzen.
Damals zu musical.ly Zeiten gab es auf der App wirklich überwiegend tanzende und lipsynchende Kiddies zu sehen. Mit dem Aufkauf von ByteDance und dem Umbranding 2018 zu TikTok hat sich das ganze aber geändert. Musik bzw. Sound allgemein ist natürlich weiterhin elementarer Bestandteil (ganz anders als auf Instagram beispielsweise, wo nur knapp 30 % der User Stories immer mit eingeschaltetem Sound schauen). Trotzdem, oder gerade deshalb?, gibt es auf TikTok extrem häufig Untertitel in den Videos zu sehen. Und das ist nicht etwa eine automatische Funktion der App, vielmehr sind die User dort mehr auf Inklusion bedacht. Zumindest auf meiner Timeline.
Und srsly: Der Videoeditor auf TikTok macht das Bearbeiten und Einfügen von Text auch einfach super easy und intuitiv. Ganz im Gegensatz zu Instagrams Reels, wo der Videoeditor im Vergleich eher wirkt, als hätte man die Billo-Version auf Wish bestellt und nen schäbigen Händler erwischt.
Der TikTok-Algorithmus kennt mich besser als ich selbst. How bizarre.
Was ich auf jeden Fall sagen kann: Der Algorithmus ist super schlau. Habe ich am Anfang noch gemeckert, „dass mir nur Bullshit angezeigt wird“ und „unter 100 Videos vielleicht 1 interessantes ist“, hat mich der TikTok-Algorithmus dann doch schnell durchschaut und nun glänzt meine #fyp mit interessanten (Small-)Business Videos, schamlosen Witzen über Millennials, süßen Katzen und Chinesisch-Sprachvideos. Ganz mein Humor.
Nur selten sind Videos in meinem Homefeed, die so gar nicht mein Vibe sind. Was mir dabei generell auffällt: Ich sehe auf TikTok so viele tolle, kreative Ideen und Umsetzungen. Das Gefühl hatte ich auf Instagram schon ewig nicht mehr.
Quasi täglich entstehen TikTok Memes, virale Sounds oder Challenges – und natürlich ist da nicht alles Content-Gold und mega witzig. Vor allem diese „ich zeige dämlich in die Luft und dort erscheinen Stichworte“-Videos lassen mich jedes Mal cringen. Manchmal gibt es auch gefährliche oder einfach nur richtig, richtig dumme Trends. Wir erinnern uns an die „Challenge“, sich die Vorderzähne abzuschmirgeln, weil die dann so schön glatt werden. Lel. Uff ja klar, dass solche Fails Schlagzeilen machen. Und natürlich ist auch der Datenschutz immer wieder Thema. Aktueller Vorwurf: Minderjährige würden nicht gut genug geschützt.
I guess we'll never know
Apropos Minderjährige: Generell sind TikTok-User gar nicht so jung, wie ich immer vermuten hatte. Je nach Statistik machen die unter 18-jährigen rund ein Drittel aus, gerade in den letzten Monaten haben aber auch immer mehr Millennials (Geburtenjahrgänge 1980-1999) die App für sich entdeckt. So wie ich, hehe! Quasi bissi late Adopter, aber inzwischen verstehe auch ich diese ganzen TikTok Insider, könnte quasi komplette Unterhaltungen nur mit TikTok-Sounds führen und weiß (grob), welcher Tanz gerade angesagt ist und dass man niemandem trauen darf der sagt „follow me for part 2“.
Hach, wisst ihr noch, als wir auf Facebook „unter uns“ waren und plötzlich tauchten Mama, Papa und Tante Karla dort auf? Quasi genauso geht es aktuell wohl den TikTok-Kids, haha! #srynotsry
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