The Dip – The extraordinary benefits of knowing when to quit (and when to stick). Ich hab das Buch von Seth Godin schon vor etwa zwei Jahren gelesen, als ich in den Überlegungen steckte, meinen DIY-Blog KuneCoco zu schließen oder zu behalten. Erschienen ist es bereits 2007, also nicht mehr ganz so taufrisch! 😀
Seth Godin hab ich (wie so vieles) über ein Interview bei The Futur entdeckt. Er ist Unternehmer und Autor und schrieb eine Zeit lang täglich auf seinem Blog und hat so einige Marketing-Klassiker geschrieben, die ich immer mal wieder auf Bücherlisten sehe (Purple Cow ist zum Beispiel viel empfohlen).
Einfach zur richtigen Zeit aufhören
Okay, aber um was geht es jetzt genau in „The Dip“? Nun, die zentrale These ist, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, etwas zu beenden. Seien es Projekte, Hobbies oder auch etwas aus dem beruflichen Umfeld. Alles ist am Anfang aufregend und spaßig. Die Arbeit beginnt an dem Punkt, an dem der „Zauber des Anfangs“ abebbt und du dich entscheiden musst: Strenge ich mich an und mach weiter – oder höre ich auf.
„Quit the wrong stuff.
Stick with the right stuff.
Have the guts to do one or the other.“
Laut Godin gibt es drei Arten von Verläufen, die jedes Projekt durchlaufen kann:
- Cul-de-sacs
-> Sackgassen, die zwar erst einmal gut aussehen, dich nirgendwo hinführen. Projekte, die dich einfach nur Zeit und Geld kosten, dir aber nichts bringen. - Dips
-> Die Täler, durch die du durch musst, wenn du richtig erfolgreich werden willst. Viele geben zu früh auf, im tiefsten Tal des Dips, bevor es dann bergauf geht und sie die Früchte ernten können. - Cliff
-> Problem: Vielleicht ist es kein Dip, auf das du zu rauschst, vielleicht ist es auch ein Abgrund.
Die Kunst ist jetzt nur, die drei zu unterscheiden. Ha, „nur“!
Erst hatte ich beim Lesen von „The Dip“ das Gefühl, dass es für Godin nur zählt, wenn man an der Spitze seines Fachs steht. „Gut“ ist nicht ausreichend, „mediocre“ ist quasi die Hölle. Aber, muss man wirklich immer die allerbeste des Fachs sein, damit ein Projekt verfolgenswert ist?
Was ich gut fand: Etwas zu beenden oder mit etwas aufzuhören ist nicht gleichzusetzen mit „versagen“. Wir alle haben nur begrenzt Zeit und können nicht alles tun und ausprobieren und ewig viel Zeit in alles stecken. Ja, gekauft. Ich hätte mir aber gewünscht, dass Seth Godin beim Punkt „wie erkenne ich denn, ob ich in einer Sackgasse stecke oder ich nur noch ein bisschen weiter durchhalten muss, um aus dem Dip zu kommen?“ tiefer einsteigt. Denn das ist ja die große Frage, oder?
“Quitting is not the same as failing.
Strategic quitting is a conscious decision you make based on the choices that are available to you. If you realize you’re at a dead end compared with what you could be investing in, quitting is not only a reasonable choice, it’s a smart one.
Failing, on the other hand, means that your dream is over. Failing happens when you give up, when there are no other options, or when you quit so often that you’ve used up all your time and resources.
It’s easy to wring your hands about becoming a failure. Quitting smart, though, is a great way to avoiding failing.”
Auch spannend fand ich den Gedanken, dass viele Businesses mit dem Prinzip arbeiten, dass Menschen sowieso aufgeben und etwas nicht durchziehen. Den Dip also nicht aushalten und durchqueren. Ich denke da an Fitnessstudios, die Mitglieder zu Jahresbeginn mit günstigen Preisen und langen Vertragslaufzeiten locken und darauf bauen, dass nach der anfänglichen Motivation das Abo nicht mehr allzu regelmäßig in Anspruch genommen wird.
Zwei tolle Listen aus dem Buch "The Dip"
Alles wird besser mit Listen und zwei aus dem Buch will ich hier noch zitieren:
7 Gründe, die dich vom Erfolg abhalten
- you run out of time (and quit)
- you run out of money (and quit)
- you get scare (and quit)
- you’re not serious about it (and quit)
- you lose interest or enthusiasm and settle for mediocre (and quit)
- you focus on the short term instead of the long term (and quit when the short term gets too hard)
- OR – you pick the wrong thing to be best in the world at and never make it
3 Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du mit etwas aufhörst
- Am I panicking?
Man kann immer aufhören, sollte es aber nie aus einer Panikraktion heraus tun. - Who am I trying to influence?
Im Business-Kontext: Geht mein Produkt eindeutig an meiner Zielgruppe vorbei oder muss ich „dem Markt“ erst zeigen, was das tolle daran ist und dranbleiben? - What sort of measurable progress am I making?
Geht es voran, fällst du zurück oder stehst du still?
Da ist sie wieder, diese „Average is for losers“-Mentalität, die mir nicht gefällt. Wie schon geschrieben: Ich gehe mit dem Gedanken mit, dass wir Dinge und Projekte aus unserem Leben streichen sollten, die uns nirgendwo hinführen und uns nur Zeit und Geld rauben. Und das so schnell wie möglich. Aber das zu erkennen, das ist ja die Krux. Und das scheint auch Seth Godin aufgefallen zu sein, denn der Untertitel der Erstausgabe lautete noch: „A Little Book That Teaches You When to Quit (and When to Stick)“, in der überarbeiteten Fassung von 2011 gab es dann die abgeschwächtere Version: „The extraordinary benefits of knowing when to quit (and when to stick)“.
Ja, das weiß ich nach der Lektüre nun immer noch nicht. Aufhören oder weitermachen? In den Abgrund fallen oder der Allerbeste sein, wie keiner vor mir war, wie Ash Ketchum? Und ist nicht manchmal auch der Weg das Ziel?
Würde ich „The Dip“ empfehlen? Ich bin unsicher. Antworten auf meine Fragen hab ich nicht bekommen, dafür stelle ich mir noch mehr Fragen, auf die ich (und auch das Buch) keine Antwort habe. Zum Nachdenken hat es mich aber definitiv gebracht. Daher gibt es von mir hier ein glasklares „joa, kann man mal lesen“. Und mit unter 100 Seiten ist das auch schnell gemacht.
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