11.08.2022
Work is not a job. Was Arbeit ist, entscheidest du!“ – Ich bin total zufällig über das Buch gestolpert und frage mich, warum ich es nicht schon früher entdeckt hab. Geschrieben hat Autorin Catharina Bruns es nämlich schon vor fast 10 Jahren.
Sie selbst war mir zwar nicht als Person, aber durch einige ihrer Projekte schon früher über den Weg gelaufen: Sie ist ist die Gründerin des hello handmade Marktes in Hamburg und auch der DIY-Abobox „Supercraft“. Daneben gibt es noch einige weitere Unternehmungen, Projekte und Ehrenämter, die sie ausübt. Und natürlich ist sie auch Autorin. Und darum soll es hier ja auch gehen: Um ihr erstes Buch „Work is not a job.“
Das "work is not a job"-Manifest
Schon in der Einleitung zeigt Catharina ihr „work is not a job.“-Manifest.
„Coole Idee!“ hab ich mir dazu aufgeschrieben. Catharina hat vor ihrer ersten Firmengründung ein Manifest geschrieben, in dem sie definiert, was sie von ihrer Arbeit erwartet und was ihre Umwelt durch ihre Arbeit von ihr erwarten kann.
An den Sätzen des Manifests hangelt sich auch der Inhalt des Buches entlang. Aufgeteilt ist es in insgesamt 3 Teile:
- Teil 1: Prioritäten setzen: Arbeit neu denken
- Teil 2: Revolution beginnt im Herzen
- Teil 3: Work is not a job. Die einen nennen es Arbeit. Wir nennen es Leben.
(Jetzt will ich natürlich auch gern so ein Manifest für meine eigene Firma schreiben, haha!)
Was ist Arbeit?
Vorab: Mir hat nicht so gut gefallen, dass „Selbstständigkeit“ als „etwas Besseres“ als das normale Arbeitnehmertum definiert wird. Klar, mir persönlich gefällt die Selbstständigkeit auch besser als angestellt sein, aber finde weiterhin: Selbstständigkeit ist nicht für jede:n etwas. Aber zurück zum Buch! Es soll hier ja nicht um meine Meinung gehen, sondern um die Meinung und Ideen in Work is not a job.
Muss Arbeit eigentlich immer in Konkurrenz zum Leben stehen? Das vermittelt ja der Begriff „Work-Life-Balance“. Im Buch geht es aber nicht um eine Balance, sondern um Work-Life-Harmonie. Chris Do von The Futur hat das auch schon mal gesagt (bei ihm heißt die Idee „Work-Life-Integration“): Die eigene Arbeit als integralen Bestandteil des Lebens verstehen, nicht als davon losgelöste Einheit.
Für „Work is not a job“ ist aber klar: Selbstverwirklichung im Angestelltenverhältnis ist nicht möglich, auch wenn die Strukturen eines geregelten Arbeitsverhältnisses für viele Menschen wichtige Vorgaben sind. Hm, da geh ich nicht ganz mit. Finde auch die ganze Idee rund um „I don’t dream of labor“ sehr nachvollziehbar und wenn ich mein Leben komplett frei entscheiden könnte, dann würde ich sicher nicht das machen, was ich aktuell mache. Die Frage ist aber: Warum eigentlich nicht? 🤔 (Stimme aus dem Off: Weil dich fürs Katzen streicheln und Bubble Tea trinken niemand bezahlt, Jenni!!!!)
Aber (auch das steht im Buch): Auch als Selbstständige:r ist man nicht automatisch frei(er). Ein tragfähiges Geschäftsmodell muss gefunden werden und die Gefahr ist real (been there, done that), „sich neuen Zwängen gegenüber (zu sehen)“, denn „neben dem Erwerbszwang diktiert nun auch noch der Marktzwang die Arbeit“ und ehe man sich’s versieht, hat man nicht mehr, wie früher, nur eine:n Chef:in, sondern gleich mehrere, nämlich in Form von fordernden Auftraggeber:innen.
Selbstständig sein = sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen
„Sich selbstständig zu machen heißt auch, sich zuständig zu machen“ – oh ja! Da kann ich nur zustimmen. Das kann schön, aber auch beängstigend sein. Ganz doll genickt hab ich aber vor allem bei der Risikoeinschätzung der Selbstständigkeit, die ich im zweiten Teil des Buches gefunden hab:
„Ist die eigene ökonomische Mündigkeit nicht tatsächlich eine viel beruhigendere Absicherung, als sein Schicksal in die Abhängigkeit eines fremden Arbeitgebers zu legen? Unselbstständigkeit (Abhängigkeit) ist immer das größere Risiko.“
Das fand ich sehr stark – und dem stimme ich vollkommen zu. Die Aussage begegnet einem ja immer wieder, meist geäußert von – festangestellten – Freunden und Bekannten:
Die Selbstständigkeit sei ja so mutig, man selbst könne das ja nicht, denn man braucht die Sicherheit… (Quasi mein eigenes Zitat, Jenni 2017).
Aber lol, inzwischen sehe ich es ganz genauso wie Catharina im Buch: Mein (berufliches) Schicksal ist bei mir selbst in besten Händen.
Warum machen sich dann nicht mehr Leute selbstständig, kann man sich fragen? Und auch darauf liefert das Buch eine Erklärung, die ich fett und mit Ausrufezeichen markiert hab:
„Kräftige Selbstdemontage und das Einnehmen der klagenden Opferrolle sind natürlich ein komfortabler Weg, den Ist-Zustand zu betonieren.“
Oh ja, kenne ich nur zu gut. Hab mich auch schon viel zu oft in der Opferrolle gesuhlt, einfach nur aus Angst und Faulheit, endlich mal selbst was gegen die „Ungerechtigkeit“ zu tun, denen ich im Arbeitsleben begegnet bin.
„Aber Vorsicht, die Selbstständigkeit ist nicht automatisch eine Antwort auf ein unbefriedigendes Arbeitsleben! Die Gefühle ‚Endlich frei!‘ oder ‚Endlich mein eigener Chef!‘ sind als Motivationsfaktoren schnell verbraucht. Um glücklicher zu arbeiten, muss man sich darauf konzentrieren, was man tun möchte, nicht darauf, was man haben möchte.“
Auch hier kann ich nur zustimmen: Aktuell bin ich auch wieder in einer Phase, in der ich mit meiner Arbeit nicht glücklich bin. Solche Phasen hatte ich natürlich auch als Festangestellte. Damals hab ich, nach erfolglosen Änderungsversuchen, dann immer irgendwann die Kündigung eingereicht, wenn der Leidensdruck zu groß wurde. Und mein Glück dann in der nächsten Anstellung versucht.
Heute? Muss, und kann, ich nicht bei mir selbst kündigen – ich kann mein Unternehmen und meine Selbstständigkeit nach meinen Vorstellungen umbauen. Das ist unbequem und manchmal auch mit Wachstumsschmerzen verbunden, aber ich bin nicht mehr machtlos meinen Vorgesetzten ausgeliefert, sondern kann vieles selbst gestalten und ändern. (Nur Arsch hochkriegen bleibt eben auch in der Selbstständigkeit leichter gesagt als getan, ha!)
Im dritten Teil des Buches wird es dann nochmal besonders motivierend: Ärmel hoch, „mach mehr selbst!“. Denn Ideen hat man immer viele, Ideen haben ist leicht. Man könnte ja ein eigenes Café eröffnen. Man könnte ja mal ein Buch schreiben. Man könnte ja mal… aber tut man es auch, das ist das Entscheidende.
Der dritte Teil ist vor allem ein Aufruf zu mehr Selbstbestimmung. Ich hab mich dann auch mal gefragt: Wie viel Prozent meines Tages ist selbstgewählt, wie viel selbstbestimmt?“ Ein komplett selbstbestimmter Tag ist in meinen Augen eine Utopie, aber aktuell bin ich ganz schön arg fremdbestimmt. Von Kunden, von Terminen und Deadlines. Gefällt mir nicht, aber zum Glück kenne ich ja wen, die es in der Hand hat zu ändern…
"work is not a job." – Ein Mutmachbuch mit viel Inspiration
Als ich das Buch in meiner Instastory geteilt hab, haben mir direkt mehrere Menschen geantwortet, dass „Work is not a job.“ für sie mit ein Grund für den Weg in die Selbstständigkeit war. Kann ich nachvollziehen, denn das Buch ist vollgepackt mit Inspiration!
Mich hat vor allem der zweite Teil begeistert, hierzu hab ich mir die meisten Notizen gemacht. Bei Teil 1 und 3 war für mich nicht viel neues zu lernen und manchmal war ich auch nicht einer Meinung mit den Aussagen im Buch. Das ist aber natürlich auch nicht Aufgabe einer Lektüre: Ich will ja auch neue Denkanstöße bekommen und Catharina Bruns hat mir mit ihrem ganz besonderen Verständnis von Arbeit auf jeden Fall welche geliefert.
Der Fairness halber sei auch gesagt: Ich bin wahrscheinlich nicht (mehr) Zielgruppe des Buches. Hätte ich „Work is not a job.“ vor ein paar Jahren, als ich noch festangestellt war und mit dem Gedanken der Selbstständigkeit nur gespielt habe, entdeckt, dann hätte ich mit großer Wahrscheinlichkeit noch viel mehr daraus ziehen können.
Manchmal fand ich das Angestellt sein zu negativ und die Selbstständigkeit etwas zu positiv dargestellt (wie oben schon erwähnt), aber alles in allem auf jeden Fall ein gutes Buch, das Mut zum Unternehmertum macht!
Übrigens: Catharinas zweites Buch „Frei sein statt frei haben – mit eigenen Ideen in die kreative berufliche Selbstständigkeit“ steht auch schon hier bereit.
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