16.09.2020
Hand aufs Herz: Viel öfter als mir lieb ist, verfalle ich in das allseits verhasste Marketing-Sprech. Lässig mit den Abkürzungen CPC, KPI, ROI um mich werfen (wie Gangsterrapper ihre Fuffies im Club) und einfach fluently Bullshit sprechen – das meine ich gar nicht mal.
Aber viele Begriffe, Sachverhalte oder Regeln sind für mich selbstverständlich geworden, weil ich den ganzen Tag im Internet und im Facebook Business Manager abhänge (mein Beileid an mich selbst an dieser Stelle). Da passiert es leider schon mal, dass meine Bullshit-Bingo Karte schneller Kreuze sammelt als mir lieb ist.
Es steckt dabei nicht so sehr die „Angst“ dahinter, als Amateur – und nicht als EXPERTIN – wahrgenommen zu werden. Ganz im Gegenteil: Je komplexer die Themenstellung, desto einfacher und verständlicher muss sie Kunden, die nicht vom Fach sind, erklärt werden können. Das macht in meinen Augen eine*n echte*n Expertin/-en aus. Was ist es also dann? 🤔
Der Fluch des Wissens
Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich den Kunden nicht schlecht dastehen oder sein „Gesicht verlieren“ lassen will. Ich gehe viel zu häufig von einem gewissem Vorwissensstand aus, der aber oft einfach nicht vorhanden ist. Woher auch? Für dieses Phänomen gibt es sogar einen wissenschaftlichen Begriff: „The Curse of Knowledge“, der Fluch des Wissens.
(Aus: Risiko im Management, Christian Glaser)
Wir gehen also zu oft in der Annahme durch die Welt, jeder Mensch wüsste all das, was wir wissen. So, als hätten wir alle dieselben Interessen, Berufe, Hobbies.
Ja, ich bekenne mich schuldig: Es ist für mich manchmal schwer vorstellbar, dass jemand das Internet nicht atmet und keine Ahnung von diesem Social Media-Kram hat, mit dem ich aber meine Brötchen verdiene.
Eine Runde Bullshit Bingo
Und, sind wir mal ehrlich: Wer gibt schon gerne offen zu, dass er etwas nicht weiß?
Wenn ich also im Kundengespräch frage: „Lieber Kunde, weißt du, was diese Werte im Reporting bedeuten?„, dann werden wahrscheinlich die wenigsten in diesem Moment sagen „Ne du, null Plan, was du mir seit drei Wochen jedes Mal da zeigst. Erklär mal!“, sondern viel eher mit einem „äh ja, sicher“ stotternd antworten und im nächsten unbeobachteten Moment heimlich nachgooglen, was die Social Media Tante da eben eventuell Schlaues gedroppt hat.
Deshalb mein neuer/alter Vorsatz: Lieber erstmal davon ausgehen, dass Begriffe wie CTA, Leads, CPC, KPI, Impressionen und Co. nicht bekannt sind und lieber ein Mal zu viel erklären.
Wenn der Kunde am Handy schnell CTA googlet und statt der Erklärung „Handlungsaufruf“ eher bei der „Canadian Transportation Agency“ oder einer der tausend anderen Möglichkeiten landet, ist niemandem geholfen – nur der Bullshit Bingo Karte.
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