30.03.2022
Keep Going!“ ist schon das dritte Buch von Austin Kleon, das ich lese. Zu seinen ersten beiden Büchern „Steal like an Artist“ und „Show Your Work!“ gibt es hier auf dem Blog ebenfalls schon Buchempfehlungen zu lesen. Jetzt ist die Reihe also endlich komplett, yay!
Keep Going: 10 Ways to Stay Creative in Good Times and Bad
Die Bücher von Austin Kleon sind vor allem auf Künstler bezogen. Illustratoren, Fotografen, Schreiber… Aber ich finde, man kann auch allgemein fürs ✨Business✨ Anregungen und gute Ideen darin finden. Ich hab die 10 Wege mal zusammengefasst und versucht, sie für uns knallharte (lol) Business People zu interpretieren.
Allgemein ist das Buch jetzt kein knallhartes Business Buch, sondern gehört eher in die Kategorie „Inspiration“ und „Thought provoking“.
10 Wege, wie du kreativ bleibst
1. Every Day is Ground Hog Day: „Establish a daily Routine“
Okay, erstmal nichts Neues: Übung macht den Meister, das kennt man ja! Es gibt ja den Spruch: Was Arbeit von Hobby unterscheidet ist, dass du Arbeit auch machen musst, wenn du keine Lust darauf hast. Okay, den Spruch gibt’s auch in knackiger, aber er fällt mir nicht mehr genau ein, haha! Kommt auch später in Weg Nummer 4 nochmal in ähnlicher Form zur Sprache.
Make Lists: Ein Tipp, wie für mich gemacht. Ich liebe Listen. Klassische To Do Listen kennt man ja, spannender finde ich die Ideen einer „to-learn“-Liste oder einer „Someday/Maybe“-Liste. Ich hab in Notion sowas ähnliches: Eine Liste mit Dingen, die ich mal machen müsste, aber nicht zeitkritisch sind. Wenn mir mal langweilig ist Spoiler: Mir ist nie langweilig, aber wenn dieser unwahrscheinliche Fall mal eintreten sollte, dann weiß ich die Zeit sinnvoll zu nutzen. Auch eine Art von Liste, über die ich kürzlich schrieb: Die To-No-Liste.
Finish each day and be done with it: Nicht jeder Tag läuft so, wie wir uns das wünschen. Manchmal ist die To Do-Liste abends länger als am Morgen und geschafft haben wir… nix. Abends frustriert über einen „low energy Tag“ zu sein bringt niemanden weiter.
„When you don’t know what to do next, your routine tells you.“
2. Build a Bliss Station:
Erstmal googlen, was das überhaupt bedeutet. 😂 Eine „Bliss Station“ lässt sich mit „Glücksstation“ übersetzen. Okay, cool. Das kann ein physischer Ort sein oder aber einfach eine bestimmte Zeit am Tag, die du dir für dich nimmst. Und – das ist auch nix neues – es tut gut, mal eine Weile vollkommen abgeschnitten von Social Media, Push Benachrichtigungen und generell den Weltnachrichten zu sein.
Vielleicht mal ne halbe Stunde den Airplane Modus am Smartphone einschalten und nicht direkt am Morgen die Twittertrends checken, sondern erstmal 30 Minuten an dem arbeiten, was dir am Herzen liegt und bewusst Zeit für dich selbst einplanen.
„Learn how to say no.“
Jaja, Austin, ich arbeite dran.
3. Forget the Noun, Do the Verb:
Um GUT in etwas zu sein (oder zu werden), musst du es auch ausführen. Es reicht nicht zu sagen, dass du ein „Kreativer“ bist, du musst auch kreativen Stuff machen. Sich nicht auf stumpfe Job Titel versteifen, lieber Dinge ausführen und damit zeigen, was man ist.
Muss ich Sachen auf eine gewisse Art und Weise ausführen, weil ich Social Media Managerin bin oder mach ich einfach geilen Scheiß, der im Internet funktioniert, unabhängig davon, ob das dem Stereotyp des Berufes entspricht?
Neben weisen Worten hat das Kapitel auch noch ein Tipps für die Zeiten, in denen die eigene Berufung keinen Spaß mehr macht, parat: Neue Materialien oder (in unserem Business-Fall) Plattformen ausprobieren. Wenn du an einer Sache hängst und dir einfach nix mehr einfällt, dann versuch doch mal, das schlechteste Werk zu machen, das du daraus machen kannst. Stelle ich mir sehr spannend und inspirierend vor. (Bitte aber nicht an Kunden schicken, das kommt glaub ich nicht immer gut an. Sollte nur der eigenen Inspiration dienen, haha!)
„Be intentionally bad.“
4. Make Gifts:
„The minute anybody shows any talent for anything, we suggest they turn it into a profession.“
Nein, nicht jeder muss nen Etsyshop eröffnen, nur weil er/sie gern und toll häkelt. Früher hatte man Hobbies, heute hat man Side hustles. Manchmal darf auch was einfach nur zum Spaß an der Freude gemacht werden. Denn:
„Everyone who’s turned their passion into their bread-winning knows this is dangerous territory. One of the easiest ways to hate something you love is to turn it into your job: taking the thing that keeps you alive spiritually and turning it into the thing that keeps you alive literally.“
Oh ja, jeder, der/die eigene Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, wird das kennen. Da helfen auch die ganzen Kalendersprüche nix, die auf Instagram sagen „Tu was du liebst und du wirst nie mehr im Leben auch nur einen Tag arbeiten“. Lol.
5. The Ordinary + Extra Attention = the Extraordinary:
Manchmal redet man sich ein, man müsste erst X erreichen, um dann erfolgreich zu sein. Kennst du vielleicht im Kontext mit dem Imposter Syndrom: „Ich muss erst noch diese Zertifizierung machen, bevor ich als Dienstleisterin arbeiten kann“. „Ich brauche erst eine superschöne Website, um Kunden anzusprechen“. Blablabla.
Dabei bringen wir oft schon ziemlich vieles für den eigenen Erfolg mit. Ganz ohne Onlinekurs. Der Tipp aus dem Buch dazu?
„Slow down enough that you can actually look“.
Im Buch wird das Zeichnen als „langsames sehen“ empfohlen, aber man kann auch Business Journaling und klassisches Tagebuch schreiben dazu zählen. Die Hauptsache ist, man nimmt sich Zeit für die eigenen Gedanken und Pläne und richtet seine Aufmerksam mal nur auf sich selbst.
„Your attention is one of the most valuable things you possess, which is why everyone wants to steal it from you“.
6. Slay the Art Monsters:
„If making art is adding net misery to the world, walk away and do something else“
Kunst sollte immer „gut sein“ – in unserem Business-Kontext also mal frei nach Jenniart übersetzt: Arbeite nicht für Arschlöcher und Unternehmen, die nicht deinen eigenen moralischen und ethischen Grundsätzen entsprechen.
„The world doesn’t necessarily need more great artists. It needs more decent human beings“.
7. You Are Allowed to Change Your Mind:
Wann hast du zum letzten Mal deine Meinung zu irgendeinem Thema geändert? Und das auch noch zugegeben? Irgendwie ist es fast schon verpöhnt, wenn man sagt „ich hab mich geirrt, ich habe neue Informationen zu diesem Thema und eine neue Meinung dazu“. Dabei ist das so wertvoll und wichtig. Stichwort Weiterentwicklung, aber leider auch Stichwort Shirtstormpotenzial.
„The internet, unfortunately, is no longer a safe place to do any kind of experimental thinking, particularly for somebody with an audience or any kind of ‚brand‘.“
Und es geht hier nicht um „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“, sondern darum, dass wir im Internetzeitalter alle Spuren hinterlassen, die es in „analogen Zeiten“ eben nicht gegeben hätte. Und das man heute eben quasi alles bis zu unseren digitalen Anfängen zurückverfolgen kann.
Ich schreibe auch schon lange ins Internet und ganz sicher ist nicht jeder meiner Tweets, jeder Instagrampost und jeder einzelne Blogpost superschlau und für alle Zeiten gültig und spiegelt heute vielleicht gar nicht mehr meine Meinung wider.
Weitere Gefahr: Bubbles. Im guten wie im schlechten Sinne. Toll, ich finde im Internet viele Gleichgesinnte. Oopsie, down the Rabbit hole und schon reden alle um mich herum über Verschwörungstheorien und Echsenmenschen – muss wahr sein, weil sagt ja jeder? Gut, mit solchen losten Dullis muss man sich natürlich nicht umgeben, es schadet aber nicht, sich auch mal andere Meinungen und Lebenswege als die eigenen anzuhören.
Ich interpretiere das für mich im Businesskontext: Es tut uns allen gut, nicht nur mit anderen Selbstständigen und endlos erfolgreichen Entrepreneuren abzuhängen, sondern sich auch mit Menschen mit anderen Berufswegen (oder, shocking: Leute, die gar keinen Fokus auf ✨Karriere✨ haben) auszutauschen. Im Buch gibt es eine ganz schöne Bezeichnung: Such dir „Like-hearted“ statt „Like-minded“ people.
„Interacting with people who don’t share our perspectives forces us to rethink our ideas, strenghten our ideas, or trade our ideas for better ones.“
8. When in doubt, tidy up:
Marie Kondo lässt grüßen – Austin Kleon ist aber kein Fan der Konmari-Methode. Zumindest in Hinsicht auf die Kunst.
„My studio, like my mind, is always a bit of a mess.“
Ich persönlich bin eher Typ „alles braucht seinen Platz“. Messy mind, but tidy Schreibtisch sozusagen. Wenn mein Schreibtisch aussieht wie das größte Chaos, dann kann ich mich nicht konzentrieren. Dann kreisen meine Ideen nicht um die nächste Gold-Idee, sondern darum, wann ich das Chaos hier eigentlich aufräumen muss. Urgh, ne. Sorry, da bin ich anderer Meinung als das Buch. Wobei ich allerdings zustimme:
„It’s always a mistake to equate productivity and creativity. They are not the same. (…) You’re often most creative when you’re the least productive“.
Gute Ideen brauchen Zeit und hassen Stress, das stimmt für mich. Unter Druck entstehen bei mir keine Diamanten, sondern Kopfschmerzen.
Im Buch wird Aufräumen auch als „just a form of productive procrastination (avoiding work by doing other work).“ bezeichnet. Hm okay, da mag was dran sein. In meinen „stressigsten“ Phasen ist es bei mir Daheim auch am saubersten. Na gut, Punkt für Kleon.
9. Demons hate fresh air:
Okay, bisher war mir Austin Kleon sympathisch, aber er empfiehlt Morning Walks. 😶 Ein Aufgeräumter Schreibtisch ist Prokrastination, aber erstmal ne Runde um den Block spazieren statt sich auf den Hintern zu setzen und loszulegen – das ist dann wieder erlaubt? Naja. Sparkt für mich kein joy.
10. Plant Your Garden:
Auch die eigene Kreativität – bzw. unser Business – hat „Seasons“, also Jahreszeiten mit eigenen Routinen, To-Dos und Produktivitätsgraden. Wichtig ist, das (an)zu erkennen und sich nicht verrückt machen zu lassen, wenn sich nicht Jahr für Jahr der Umsatz verdoppelt, wie bei all den Business Larrys auf Instagram. Wenn man nicht von Launch zu Launch springt, sondern auch mal eine Winter-Season einlegt, in der es eher um Ruhe und (um bei der Analogie zu bleiben) Vorbereitung des eigenen Gartenbeetes für den nächsten Frühling geht. Es muss nicht immer höher, schneller, weiter sein. Man kann auch mal etwas Tempo rausnehmen und den Status Quo genießen. Oder nix machen.
„I dont want to know how a thirty-year-old became rich and famous; I want to hear how an eighty-year-old spend her life in obscurity, kept making art, and lived a happy life“.
Mein Fazit zu "Keep Going" von Austin Kleon
Mal wieder ein inspirierendes Buch von Austin Kleon. Ich bin nicht mit jeder Idee aus „Keep Going“ auf einer Wellenlänge oder finde alles revolutionär, aber das muss ich ja auch nicht sein. Die Bücher machen immer Spaß und lesen sich wie eine interessante Diskussion mit einem guten Freund.
Ich liebe auch die Gestaltung: Zwischen den Kapiteln sind immer wieder Illustrationen von Austin Kleon und auch die Fotos aus seinem Journal am Ende sind immer ein kleines Highlight.
Auch, wenn sich die Bücher eigentlich an kreative Köpfe richten, finde ich auch immer was, was ich für mich mitnehmen kann und beende die Bücher schlauer und inspirierter, als ich sie begonnen habe.
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