19.11.2024
In der letzten Zeit führe ich wieder vermehrt Neukund:innen-Gespräche. Grund dafür ist, dass nächstes Jahr mindestens einer meiner großen Retainer-Kunden wegfällt und ich aktuell auf der Suche nach Ersatz bin. Dazu ein andermal mehr.
Ein sich wiederholendes Muster dabei? Die Leute, mit denen ich spreche, sind oft überrascht bis hin zu schockiert, dass ich nicht nur sage, was ich gut kann, sondern (für mich fast noch wichtiger), was ich nicht gut kann. Und was ich dementsprechend auch nicht anbieten will.
Nicht jeder Auftrag passt zu mir
Ich hab vor einem Jahr schon mal darüber gebloggt, warum abgelehnte Aufträge oft auch was Gutes an sich haben. Mittlerweile hab ich dazu auch ein YouTube-Video gemacht und auch da gab es einige Kommentare dazu, die ich so nicht erwartet hatte. Einige musste ich sogar löschen, weil sie echt nicht freundlich waren – aber hey, willkommen im Internet.
Damals wie heute verstehe ich die starken Reaktionen auf eine (für mich) so simple Aussage nicht, denn ich bin weiterhin der Meinung, dass man nicht jeden Auftrag annehmen sollte, nur weil man ihn annehmen könnte.
Lügen für nen neuen Auftrag?
Neulich hatte ich wieder so ein Neukunden-Gespräch. Der Kontakt kam über eine Empfehlung aus meinem Netzwerk zustande, die potenziellen Kundin und ich kannten uns also nicht direkt und hatten auch noch nie vorher zusammen gearbeitet.
Das Projekt klang gut, es ging dabei um eine Eventbetreuung aus dem Musikbereich. Rein von den geforderten Fähigkeiten traute ich mir das problemlos zu: Contenterstellung und die generelle Betreuung von Facebook und Instagram.
Dann kam jedoch die Frage nach meinen Referenzen aus dem Musik- und Eventbereich. Meine Antwort? „Ich hab keine.“
Die Reaktion? Stille. Dann: „Oh, das ist aber sehr mutig von Ihnen, das so offen auszusprechen.“
Äh, was?
Sie fand es MUTIG, dass ich die WAHRHEIT sagte? Und es wäre kein Thema für einen Blogpost, wäre mir das nicht schon häufiger passiert. Und auch die aufgebrachten Kommentare unter meinem YouTube-Video spielen da rein:
Ist es so unvorstellbar, dass man als Dienstleister:in sagt, dass man etwas nicht kann, nicht weiß oder in einem gefragten Bereich noch keine Erfahrungswerte vorzuweisen hat?
Ist die Wahrheit wirklich so mutig?
Ich finde es eher „mutig“, in so einer Situation was vorzulügen. Das können sich vielleicht größere Agenturen erlauben (und hinterher einfach Freelancer:innen dazuholen, wo die eigene Expertise fehlt), aber als Einzelperson?
Ich meine: Was bringt es mir denn, Erfahrungswerte vorzutäuschen, die ich nicht besitze? Das kommt doch sowieso im Laufe der Zusammenarbeit raus und führt schnurstracks in eine Lose-Lose-Situation.
Im schlimmsten Fall entgleitet mir das Projekt und ich kriegs nicht hin → Stress für alle Seiten. Vertrauensverlust.
Das ist doch keine Basis für eine (hoffentlich) langfristige und (auch hoffentlich) gute Zusammenarbeit. Jaja, klingt wie ein Klischee und ist vielleicht etwas ausgelutscht, aber ich möchte mit meinen Kund:innen auf Augenhöhe und partnerschaftlich zusammenarbeiten.
Und das funktioniert nur, wenn ich von Beginn an realistisch mit meinen Fähigkeiten bin. Ja, nicht jeder Auftrag passt dann zu mir. Und das ist auch voll okay.
Emoji-Feedback (stimm ab!)
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