11.04.2023
Jo, keine Panik, ich komm jetzt nicht mit nem Festanstellungs-Bashing ums Eck. Aber mir ist in der letzten Zeit mal wieder sehr bewusst geworden, wie oft ich in mein altes „Angestellten-Mindset“ verfalle. Aber auch, wie weit ich mich mit meinem eigenen Mindset als Selbstständige schon entwickelt hab. Was ich damit konkret meine? Gut, dass du fragst:
Meine Arbeitszeiten: Nein zu 9-to-5 ⏰
Als ich mich selbstständig machte, da hab ich gar nicht hinterfragt, wie meine Arbeitszeiten aussehen sollen. Früher In Agenturzeiten war Montag-Freitag von 9-18 Uhr ganz normal – das hab ich einfach ungefragt für mich übernommen.
Dabei war das etwas, was mich immer sehr gestört hat in der Festanstellung: Ich bin ein Early Bird
und um 9 Uhr hab ich eigentlich fast schon meinen halben Arbeitstag geschafft, haha!
Sicherlich war auch ein Grund dafür, dass ich zu Beginn meiner Selbstständigkeit 2018 als „klassische Freelancerin“ vor allem Agenturkunden hatte und daher in deren normalen Geschäftszeiten zur Verfügung stehen musste.
Das ist inzwischen aber anders und ich kann mir meine Arbeitsphasen so legen, dass sie besser in meinen natürlichen Bio-Rhythmus passen. Ich fange früh an, hab ein langes „Mittagstief“ und werde erst am Nachmittag wieder richtig aktiv.
Und: Ich kann mir mein „Wochenende“ so legen, wie ich will. Verregnete Sonntage sind mir manchmal sehr lieb für „Deep Fokus“-Tage. Denn kein Kunde stört mich – und den freien Tag kann ich mir dann unter der Woche nach- oder vorholen. ✌🏻
Wichtige Erkenntnis: Ich muss nicht immer verfügbar sein
Hat mich früher mal ein Kunde angerufen, während ich gerade unterwegs war, hab ich mich regelrecht „ertappt“ gefühlt, wenn ich sagte „äh ja also, ich bin gerade unterwegs…“ So, als hätte mich mein Arbeitgeber beim Ausnutzen der Home Office Regelung oder einer überlangen Mittagspause erwischt, hahaha!
Dabei ist es sogar ein wichtiger Punkt, der die selbstständige von der scheinselbstständigen Arbeit abgrenzt (falls du es selbst nachlesen willst, dann schau dir § 7 Abs. 1 SGB IV an!):
Der Auftraggeber aka. Kunde darf keine Macht über meine Arbeitszeit, meinen Arbeitsort oder meine verwendeten Tools haben.
Sonst läuft er/sie Gefahr, dass der Auftrag als Scheinselbständigkeit eingestuft wird und für ihn/sie als Auftraggeber:in teure Sozialversicherungsbeiträge und Steuern anfallen. Es ist also auch im Kundeninteresse, dass ich Herrin über meine eigene Zeit bin.
Es hat bei mir sehr lange gedauert, bis ich mich davon lösen konnte. Umso schöner ist die Erkenntnis: Niemand kann, darf und sollte mir meine Arbeitszeiten vorschreiben.
Was die Chefin sagt, wird gemacht (aber ich bin die Chefin, hehe) ☝🏻
Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich ein generelles Problem mit Authoritäten habe, aber es ging mir schon immer hart auf den Sack, wenn ich – in meinen Augen – sinnlose Dinge tun sollte oder mich ungerecht behandelt fühlte und mein Chef/meine Chefin nicht so für mich einstand, wie ich es mir erhofft hatte.
Jetzt bin ich meine eigene Chefin und wenn ich mich für etwas entscheide, dann geht das eben auf meine Kappe.
(Und, so viel sei auch gesagt: Ich verstehe meine ehemaligen Vorgesetzten inzwischen sehr viel besser, haha! Vieles ist nicht ganz so einfach, wie man sich das als Angestellte manchmal vorstellt, just to be fair)
Ich muss hier gar nix 😤
In der Festanstellung ist man mehr oder weniger ausgeliefert:
- ich musste mit den Kunden zusammenarbeiten, die man mir vorsetzte
- mein Tag wurde für mich strukturiert, ich musste nie nachdenken, was ich heute zu tun hätte
- ich durfte nur das tun, was auch in meiner Stellenbeschreibung stand
- es gab (mehr oder weniger) feste Arbeitszeiten
- Aufgaben mussten erledigt werden, ob ich sie als sinnvoll erachtete oder nicht
Ja, nicht alles aus der Liste ist schlecht, aber alles ist vor allem eins: Fremdbestimmt. Das kann man mögen (da ist auch nichts falsch dran), aber ich habs halt einfach so sehr gehasst.
Puh. Große Freiheit, die mir meine Selbstständigkeit in dem Bereich bietet! Ich muss nämlich gar nix. Ich kann meinen Kunden gegenüber meine eigenen Regeln kommunizieren. Welche Aufgaben will ich anbieten? Welche nicht? In welchen Zeiträumen können sie eine Antwort von mir erwarten? Auf welche Art und Weise können sie mich kontaktieren? Und auf welche nicht?
Rigorose Eigenverantwortung
All das resultiert darin, dass niemand anders für meinen beruflichen Erfolg oder Misserfolg verantwortlich ist als ich selbst.
Ich kann leider keinen blöden Chef dafür verantwortlich machen, denn, wir erinnern uns, das bin ja ich selbst. 🤡
- Hab ich also zu wenig Aufträge, dann muss ich mir was überlegen. (Aber: Ich laufe auch keine Gefahr, in schlechten Zeiten meinen Job zu verlieren. Looking at you, angebliche Sicherheit im Angestellten-Dasein!)
- Hab ich mich mit zu vielen Aufgaben zugeballert, muss ich gucken, wie ich das gestemmt bekomme.
- Funktioniert irgendwas nicht, wie ich es geplant habe, dann muss ich die Suppe auslöffeln. Hab sie mir ja auch selbst eingebrockt.
- Kommt der/die Kunde/Kundin zu spät mit Feedback um die Ecke, muss ich selbst entscheiden, wie ich darauf reagiere.
- Unangenehme Gespräche kann ich nicht auf meinen Vorgesetzten abwälzen, die muss ich alle selbst führen.
Mein ✨ Mindset als Selbstständige ✨
Aber: Ich ernte halt auch alle Lorbeeren. Die offensichtlichen (Anerkennung, Geld), aber auch die vielleicht nicht so offensichtlichen (Hoheit über meine Zeit, meine Unabhängigkeit).
Und das ist für mich einfach der beste Deal der Welt.
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