22.03.2023
Ja, das fragt man sich schon manchmal in der Selbstständigkeit, haha! „Warum bin ich eigentlich noch nicht vollkommen durchgedreht?“ 🙃🙃🙃
Hab meine Erkenntnisse zu dieser Frage, die ich mir selbst mal wieder kürzlich stellte, in nem sexy Listicle-Post zusammengefasst. Herausgekommen sind 8 Punkte, die aktuell meine Sanity bewahren. Meine kleine Liste gegen (selbstgemachten) Stress in der Selbstständigkeit:
Ich tracke meine Zeit (sehr genau und sehr ehrlich)
Hab das Gefühl, ich hör mich an wie ne kaputte Schallplatte, weil ich so auf mein Zeittracking poche, haha! Aber ich behaupte weiterhin: Ich kann meine Zeit nur deshalb so gut steuern, weil ich sehr genau weiß, wie lange ich an welcher Art von Aufgabe durchschnittlich sitze. Hier hab ich auf dem Blog schon mal mein liebstes Tool dafür vorgestellt: Toggl Track. (Es ist kostenlos, probiers mal aus!)
Ich nehme mir Zeit für eigene Projekte (und plane sie fest ein)
Neben meiner Arbeit brauche ich unbedingt auch Passion Projects, die nur für mich da sind. Bei denen mir kein:e Auftraggeber:in vorschreibt, wie etwas zu sein hat. Hier, mein Blog jenni.works ist so ein Passion Project! Mein YouTube-Kanal ist ein Passion Project (mein erster war es auch, auch wenn ich darauf nicht mehr so aktiv poste). Auch Freelance Fieldnotes, auch wenn es da natürlich auch um den Verkauf meines Templates geht. Erst kürzlich hab ich wieder was neues gestartet: zines.cool – Eine Website (plus Insta-Channel), auf der ich schamlos meiner Zine-Leidenschaft fröne.
Sehr wichtig dabei: Ich plane mir Zeit für diese Projekte aktiv in meinen Kalender ein und blocke mir Zeit dafür. Diese „Termine mit mir selbst“ behandle ich genauso strikt wie Termine mit anderen Menschen und halte mich daran.
Ich weiß, wie ich arbeiten will (und warum ich das in der Festanstellung nie konnte)
Dieser Punkt ist natürlich ein ewiger work in progress. Aber mit der Zeit lerne ich mich immer besser kennen und versuche bei jedem Projekt herauszukristallisieren, was daran gut und schlecht für mich funktionierte.
Eine, nicht abschließende, Liste an Dingen und Eigenschaften, die ich in den letzten Jahren für mich herausgefunden hab:
- Ich funktioniere nicht gut im Team.
- Ich bin nicht spontan.
- Meetings und Telefonate nehmen mir einen Großteil meiner Energie.
- Früh am Morgen und spät am Nachmittag sind meine geistigen Hochphasen, Mittags läuft bei mir nix.
- Mit Micromanagern und übertriebenen Perfektionisten arbeite ich nicht (mehr)
Was bedeutet das konkret für meine Arbeit? Ich reduziere Meetings mit Kunden auf ein Minimum. Workshops und „gemeinsame Brainstormings“ liegen mir gar nicht, so etwas lehne ich ab. (Vorträge halten hingegen kann ich sehr gut, strange oder?) Meine Arbeits-To-Dos versuche ich möglichst mit meinem natürlichen Bio-Rhythmus zu planen und erwarte Mittags keine kreativen Hochleistungen von mir.
Etwas, was ich erst lernen musste:
Niemand zwingt mich zu irgendwas. Ich kann vor einer Zusammenarbeit genau festlegen, was meine Arbeitsbedingungen sind. In ner Festanstellung geht das naturgemäß nicht. Da gibt es ein festes Konstrukt, in das du dich bitte einfügst. In einer Selbstständigkeit entscheidest du das alles selbst: Möchte ein Kunde gern tägliche Meetings und gemeinsame Updaterunden, dann bin ich eben nicht die richtige Dienstleisterin für das Projekt.
Ich hab mich vom 9-5-Denken verabschiedet
Laura hat mir mal in einem Gespräch gesagt, dass wir uns ja auch selbstständig gemacht haben, um selbstständig unsere Arbeitszeit zu wählen, das fand ich sehr schlau!
Heißt konkret: Mein Ziel ist es nicht mehr, „normale Arbeitszeiten“ wie in einer Festanstellung zu haben.
Wie wahrscheinlich viele Selbstständige auch, hab ich meine Arbeitszeit zu Beginn einfach genauso geplant wie als Festangestellte: Morgens so ab 9 Uhr anfangen, abends um 17 oder 18 Uhr aufhören, Samstag und Sonntag sind frei. Und: Wie wahrscheinlich bei vielen Selbstständigen auch, hat das null geklappt. In meinen ersten Jahren hab ich viel mehr gearbeitet (viel zu viel). Früher angefangen, später aufgehört, Wochenende war eher so optional (yay, mehr Zeit zum Arbeiten!!!!).
2020/2021 ist das dann komplett explodiert, ich kurz vorm Burnout. Nope, never again, danke, war scheiße. Hab dann vieles komplett umgeworfen. Hab noch immer nicht die perfekten Arbeitszeiten, obwohl ich hier so schlau daher rede.
Aber: Ich bin Early Bird und fange nicht selten um 7 Uhr mit meiner Arbeit an. Dafür hab ich ein recht langes Mittagstief und bin dann erst wieder am späten Nachmittag aktiv.
Mittwochs und Freitags arbeite ich kaum bis gar nicht (Mitwochs habe ich all meine regelmäßigen Telefontermine, danach ist mein Kopf für nix anderes zu gebrauchen) – dafür kann es gut sein, dass ich mir an einem Sonntag Zeit für Arbeitsdinge nehme.
Wer wills mir verbieten?
Ich versuche, proaktiv(er) zu sein
Auch das ist etwas, was ich noch nicht ganz gemeistert hab. Was ich damit konkret meine?
Lässt ein Kunde z.B. auf Feedback warten oder irgendwas läuft nicht so, wie vereinbart, dann hab ich das früher sehr oft einfach ausgesessen. „Wird sich schon melden, wenn was nicht passt… Passt schon…“
Aber, das hab ich oft vergessen bzw. ausgeblendet: Eine Kundenbeziehung hat immer auch zwei Seiten. Ich bin als Dienstleisterin zu der vereinbarten Leistung verpflichtet, aber meine Kund:innen haben eine Mitwirkungspflicht. Es ist meine Aufgabe, sie daran zu erinnern und das aktiv einzufordern. Das kann manchmal unangenehm sein (zumindest für mich Harmonie-Mensch), aber gehört nun mal zu meinen Aufgaben.
Was auch dazu gehört: Grenzen zu ziehen und zu wahren. Um auch hier wieder konkreter zu werden: Überschreitet ein Kunde ständig die vereinbarten Feedback-Fristen, hat das eben auch eine Konsequenz. Ein Post wird nicht gepostet, eine Kampagne verschiebt sich. Das auszuhalten (und nicht zu kompensieren, indem ich es dann doch noch irgendwie möglich machte), musste ich auch erst lernen. (Und wie gesagt: Ich lerne auch noch weiter)
Ich sehe Pausen nicht mehr als notwendiges Übel
Seit Anfang dieses Jahres gehe ich jeden Tag so um die 30 Minuten spazieren. Einfach mal rauskommen und mich aus meiner Shrimp-artigen Haltung am Schreibtisch hervorschälen. 🦐
Außerdem (hat auch was mit oben angesprochener Arbeitszeit zu tun) versuche ich, meine generelle Arbeitszeit zu reduzieren. Bisher klappt das sehr gut, schon letztes Jahr hab ich erheblich weniger Stunden gearbeitet als im Jahr zuvor. Das soll dieses Jahr bitte so weiter gehen.
Ist manchmal schwierig, weil man so oft das Gefühl hat, man „braucht“ keine Pause. Das merkt man ja oft erst hinterher. Dann, wenn man eine Pause gebraucht hätte.
Austausch mit anderen Selbstständigen ist so wichtig
Sei es in ner WhatsApp-Gruppe mit befreundeten Freelancerinnen, nem kleinen Discord-Channel oder auch hier über meinen Blog und die zugehörigen Socials: Es tut gut, sich auszutauschen.
Zu hören, dass auch bei anderen nicht alles immer super easy läuft. Einfach mal ne andere Meinung zu hören, um Rat fragen zu können oder einfach mal den Frust über das letzte shitty Kundenprojekt abzuladen. ♥️
[Bitte geht dafür nicht auf Instagram und lest die scheiße, die manche Business Larrys und Larryssas von sich absondern. Geht immer davon aus, dass der Screenshot mit den 10-stelligen Monatsumsätzen gephotoshoppt ist. Da will euch jemand den eigenen Lifestyle mit nem tollen Coaching/Mastermind/whatever für 7777 € verkaufen. Lasst euch nicht verarschen! Die kochen auch nur mit Wasser, wie wir alle]
Ich schreib mir Erfolgserlebnisse und Lob auf
Bissi cheesy vielleicht, aber I don’t care, lol. Ich führe täglich ein 5-Jahres-Journal, in dem ich unter anderem auch positive Dinge festhalte. Das kann konkret sein:
- ausgedruckte E-Mails oder Screenshots von Kundenlob
- Mitschriften von netten Worten aus Meetings
- generelle Erfolgserlebnisse oder gute Projekte
- von mir erstellte Postings, die ich richtig gelungen fand
Es ist ja Fakt, dass das menschliche Hirn Lob und positive Erlebnisse superschnell vergisst, sich den negativen Stuff aber quasi für immer und ewig in den Frontallappen einbrennt. (Denke, genau so ist die wissenschaftliche Formulierung)
Deshalb schreib ich mir meine positiven Dinge einfach auf. Und manchmal, an schlechten Tagen, blättere ich durch mein Journal und erinnere mein Hirn daran, dass wir auch ganz schön viel geilen Scheiß abliefern!
Jo, das waren erstmal so die Punkte, die mich ✨nicht durchdrehen✨ lassen. Glaube, ganz ohne Stress wird meine Selbstständigkeit nie auskommen. Bestimmt gibt es auch noch mehr und ganz bestimmt sehe ich vieles davon in nem Jahr schon wieder ganz anders. Aber wir werden sehen – und ich werde diese Liste bestimmt auch mal wieder aktualisieren, haha!
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